Kleine Verhaltenskunde zum Hund

 

 

Der Hund ist kein Kind, das nicht sprechen kann, sondern ein von der Natur völlig anders ausgestattetes Wesen als der Mensch. Er ist, wie sein Urahn der Wolf, ein Meutetier, das Gesellschaft liebt und, sich selbst überlassen, mit der Zeit verkümmert. Sein angeborenes Sozialverhalten ermöglicht dem Hund, in seiner Besitzerfamilie eine Ersatzmeute zu finden, in der er seine Rangstufe innerhalb des »Rudels« suchen wird. Damit ist dem Besitzer die Möglichkeit gegeben, ihn in den Familienbereich einzufügen, vorausgesetzt, dass er ihn artgerecht hält und erzieht.

Der Hund gehört in die Kategorie der höher entwickelten Säugetiere. Er besitzt ein vorzügliches Lernvermögen und ein exzellentes Gedächtnis, das nichts vergisst. Dies befähigt ihn, aus angenehmen und unangenehmen Erlebnissen Erfahrungen zu sammeln und sich dann auch entsprechend zu verhalten. Das bedeutet, dass er neben seinen genetischen Anlagen die Umwelterfahrungen im Hirnvorderlappen speichert und jederzeit (wenn der notwendige Impuls von außen erfolgt) abrufen kann. Man nennt dieses Geschehen in der Fachsprache Verschaltungsmuster.

Der Hund vermag jedoch nicht in menschlichen Begriffen zu denken und hat von menschlicher Moral keine Ahnung. Er befindet sich, wie Urs Ochsenbein so trefflich sagte, jenseits von »Gut und Böse«.
Das Hirn des Hundes ist bedeutend einfacher ausgestattet als das des Menschen. Aber er verfügt über genügend Fähigkeiten, um mit dem Menschen in Kontakt zu treten. Um nun ein gutes Team Mensch/Hund zu bilden, müssen beide Partner lernen. Für den Menschen geht es darum zu erkennen, wie er sich verhalten muss, damit der Hund eine Chance hat zu merken, was er von ihm will. Der Hund seinerseits muss sich an die Äußerungen des Menschen (Hör- und Sichtzeichen) gewöhnen und lernen, diese mit den ihnen zugeordneten Handlungen in Verbindung zu bringen.

 

(Copyright © by Rosemarie Wild)